Eine Betrachtung der Behaarung unter kulturellen Gesichtspunkten zeigt, dass die Sichtweise und Akzeptanz von Körperbehaarung in den einzelnen Kulturkreisen sehr unterschiedlich ist. Ob bzw. wann eine Behaarung als anormal angesehen wird, ist damit, abgesehen von medizinischen, auch von sozialen Determinanten abhängig. In einigen Kulturen wird sie als Geschlechtsmerkmal zur Schau gestellt, in anderen gilt der haarlose Körper als Ideal.
Schon im Mittelalter wurden in Europa Körperhaare gekürzt bzw. entfernt. In den letzten Jahrzehnten ist in den westlichen Industrienationen vor allem bei Frauen eine wachsende Tendenz zur kompletten oder teilweisen (Intimbereich) Enthaarung des Körpers zu verzeichnen. In vielen Kulturkreisen der heutigen Zeit gilt (zu) starker Haarwuchs vor allem bei Frauen als unästhetisch. Auch die Werbebranche bestätigt und forciert seit vielen Jahren den stetigen Trend zur glatten und haarlosen Haut. Je knapper Badeanzug oder Bikini geschnitten sind, umso mehr Haut liegt frei, welche selbstredend unbehaart sein muss.
Obwohl die gesellschaftliche Akzeptanz von Körperhaaren bei Männern ungleich höher ist, ist auch hier ein deutlicher Trend zur Enthaarung/Rasur zu erkennen. Jedoch ist auch heute noch die Entfernung der Körperbehaarung bei Männern weniger üblich als bei Frauen. Eine durch die Universität Leipzig durchgeführte Studie unter jungen Erwachsenen ergab, daß sich 97 % der Frauen und 79 % der Männer mindestens einen Teil der Körperbehaarung entfernen (empirische Erhebung aus dem Jahr 2008).